Handwerk ohne goldenen Boden
- Silvio Lang
Wer kennt es nicht, das Sprichwort vom "Handwerk mit dem goldenen Boden" und hat sich nicht schon mal gefragt, was damit eigentlich gemeint ist. Nach einem Gespräch der Bundestagsabgeordneten Caren Lay mit dem frisch gewählten Kreishandwerksmeister des Landkreises Bautzen, Elektromeister Frank Scholze, ist klar: der Boden in der Lausitz kann nicht gemeint sein.
Dabei ist die aktuelle Situation der Handwerksbetriebe alles andere als schlecht: ca. 5000 Betriebe gibt es im Landkreis, 600 davon sind in Innungen organisiert und lassen sich von der Kreishandwerkerschaft vertreten. Der vorab orakelte Mindestlohnschock ist - aus LINKER Sicht erwartungsgemäß - ausgeblieben, die Konjunktur sorgt für oftmals volle Auftragsbücher und damit entsprechenden Personalbedarf. Hier beginnt dann aber auch schon das Problem oder um im Bilde zu bleiben: es ist nicht alles Gold was glänzt. Fachkräfte nämlich sind schwer zu finden in einer Region, die durch Abwanderung vor allem qualifizierter Arbeitskräfte geprägt ist und gleichzeitig nicht gerade als Hochlohn-Region bekannt.
Was bleibt als Möglichkeiten? Erstens: Um Rückkehrer werben! Erste Ansätze mit der sogenannten "Wieder-Da-Messe" immer zwischen Weihnachten und Silvester sind vielversprechend, müssen aber den nachhaltigen Effekt erst noch beweisen. Zweitens: Fachkräfte selbst ausbilden! Dazu sind viele Betriebe auch bereit, allein es scheitert an geeigneten Bewerbern und vor allem an - der ach so mittelstands- und handwerkerfreundlichen - Politik der Sächsischen Staatsregierung, vor allem im Bereich Bildung. Für die immer stärker technisierten Berufe sind immer weniger Oberschüler entsprechend vorbereitet, weshalb der Konkurrenzkampf um die Gymniasasten zwischen Handwerksbetrieben auf der einen und den Fachhochschulen und Unis auf der anderen Seite voll entbrannt ist. Und wenn sich dann doch ein Lehrling gefunden hat, sorgt der eklatante Mangel an Berufsschullehrern für den nächsten Verdruss. Das nun geplante neue Schulgesetz setzt dem dann die Krone auf und will für viele Branchen die Ausbildung zum Beispiel in Zentren wie Dresden konzentrieren. Die Handwerksmeister aus der Lausitz können sich jetzt schon an fünf Fingern abzählen, was das bedeutet: lange Fahrtwege, die Zeit und schmales Lehrlingsgehalt auffressen und die Aussicht darauf, dass junge Menschen, die einmal die Großstadtluft geschnuppert haben, so schnell nicht wieder aufs Dorf zurück kommen.
Alles in allem: der goldenen Boden des Handwerkes in der Lausitz ist eher tönern. Und wenn die Staatsregierung hier nicht bald umsteuert, wird sie eine wichtige Säule regionaler Wirtschaftskreisläufe nachhaltig beschädigen. Nicht weil die Arbeit fehlen würde, sondern weil im ländlichen Raum die Menschen fehlen werden, die diese Aufgaben kompetent übernehmen können.