Tragik, Trauma, Tore
- Silvio Lang
Abseits des politischen Alltages zwischen Plenardebatten, Ausschusssitzungen und Wahlkreisterminen gibt es die Momente, die tatsächlich tief bewegen - meist in Verbindung mit persönlichen Begegnungen, die wahrlich beeindrucken. Nicht selten lösen diese Momente Kinder aus, weil sie unerwartete Geschichten mitbringen oder unvermittelt unkompliziert und ehrlich auf einen selbst zugehen.
Für die Lausitzer Bundestagsabgeordnete Caren Lay und die weiteren Begleiter, darunter Kreistagsfraktionschef der LINKEN im Kreistag Bautzen, Ralph Büchner, gab es unlängst solch eine Begegnung. Es war weniger ein spezieller Moment, als der Gesamteindruck von gut anderthalb Stunden Besuch in der Einrichtung zur Aufnahme von unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden (kurz umA's genannt) in Döberkitz bei Bautzen.
Malerisch gelegen, abseits jeden Trubels und umgeben von einem großen, grünen Anwesen, liegt die Unterkunft für derzeit 24 Jungs und ein Mädchen, fast ausschließlich aus Syrien und Afghanistan stammend. Fast alle haben traumatische Monate oder Jahre hinter sich, haben Krieg, Tod und Leid miterlebt und wurden entweder vom Flüchtlingsstrom mitgerissen oder von ihren Verwandten konkret auf den Weg geschickt, um ein besseres, ein lebenswerteres Leben zu finden - nicht selten unterwegs mit weiteren Tragödien konfrontiert und zusätzlich traumatisiert, sei es auf der Balkanroute oder im Schlauchboot auf dem Mittelmeer. Im Alter von - in diesem Fall - 10 bis 17 Jahren sind sie nun in Deutschland gelandet und sehen sich konfrontiert mit einem System, dass mit Ihren Bedürfnissen wenig anzufangen weiß und ihre Hoffnungen weder Erfüllen kann, noch will. Nicht weil das systemimmanent wäre, sonder weil die Menschen hinter dem System die politischen Entscheidungen in diese Richtung gefällt haben.
Größte Problempunkte: es fehlt an psychologischer Betreuung zur Traumaverarbeitung, es fehlt am politischen Willen, schnell und unkompliziert eine gesicherte Bleibeperspektive zu geben und die Perspektive, die Familie in Sicherheit nachzuholen und es fehlt an individuell-anwendbaren Maßnahmen, zum Beispiel im Fall des Erreichens der bislang strikt und unsensibel gehandhabten Regelung bei Erreichung der Altersgrenze Ende 18. Lebensjahr. Dann nämlich, fällt der bislang als umA geführte Jugendliche von einem Tag auf den anderen ins ganz reguläre Asylsystem mit Erstaufnahmeeinrichtungen und allem folgenden, egal wie gut er sich bis dahin in der Einrichtung für umA's bereits integriert hat.
Doch wo Schatten ist, da ist auch Licht. In der Region Bautzen wird dies, neben der hervorragenden Arbeit des Trägers AWO und dessen Angestellten in der Einrichtung Döberkitz, vor allem durch das große ehrenamtliche Engagement der Menschen von "Bautzen bleibt bunt" ausgestrahlt. Die vielen Angebote von Sprachunterricht bis Freizeitbeschäftigung leisten mehr Integrationsförderung als alle Debatten darüber es bislang getan haben.
Einen kleinen Beitrag zur zukünftigen Freizeitgestaltung leistete dann auch noch Caren Lay selbst: ein kleines Sortiment an Sportbällen für die Jugendlichen wurde mit Freude entgegen genommen und im Falle des Fußballs - passend zur laufenden Fußballeuropameisterschaft, bei der im Übrigen alle Jugendlichen zur deutschen Auswahl halten - auch sofort ausgiebig eingesetzt.