Alle Jahre wieder
Wenn Caren Lay alljährlich zur Weihnachtszeit die Ausgabestellen der Tafeln in ihrem Lausitzer Wahlkreis besucht, sind das immer Termine, die einer gewissen Dialektik nicht entbehren. Im Vordergrund der Besuche steht selbstverständlich die Anerkennung dieser wichtigen Arbeit vor Ort und die Botschaft, den ärmsten Teil der Bevölkerung nicht aus dem Blick zu verlieren. Ein sehr wichtiges Signal! Es ist schließlich unerträglich, dass Menschen zu wenig Geld haben, um sich und ihre Angehörigen zu ernähren – trotz vermeintlicher „Existenzsicherung“ durch Hartz IV und Grundrente. Dass es hier auch Menschen gibt, die sich trotz ihrer eigenen bescheidenen Lebensumstände um Bedürftige kümmern und alles ehrenamtlich organisieren, ringt einem schlicht höchsten Respekt ab. Es ist der Gipfel bundesdeutscher Absurdität, dass Erwerbslose in einer 6-monatigen Maßnahme des Jobcenters für 1,30 €-Stundenlohn zur Tafel geschickt werden, um dort täglich mehrere Stunden zu arbeiten. Das ist Elendsverwaltung der zynischen Art, denn diese Menschen sind und bleiben arm trotz Arbeit – für die gute Sache.
Die Dialektik solcher Besuche aber besteht nun darin, dass die Partei DIE LINKE für einen gesellschaftlichen Zustand kämpft, in der Tafeln überflüssig sind. Die Bekämpfung der Armut und die ausreichende Sicherung des Lebensunterhalts Bedürftiger gehört zu den fundamentalen politischen Positionen der LINKEN. Niemand sollte auf die moderne Form der Armenspeisung angewiesen sein.
Dennoch: beide Seiten, LINKE und Tafeln, verstehen sich und teilen die jeweilige Position des anderen uneingeschränkt. So kann man es jedes Jahr erneut erleben, auch im Dezember 2016. Natürlich weiß Caren Lay, wie wichtig und aktuell unersetzlich die Arbeit der Tafeln ist, und schätzt deren Einsatz sehr. Und umgekehrt bestätigen die ehrenamtlichen Tafel-Aktiven, dass selbstverständlich eine Gesellschaft das Ziel sein muss, in der ihr Engagement nicht gebraucht wird. Man versteht sich also. Und dieses Verständnis ist so gut, dass es 2017 sowohl in Hoyerswerda als auch in Bautzen in weiteren Gesprächen und Treffen ausgebaut werden soll. Verstärkter Austausch um sich irgendwann nicht mehr austauschen zu müssen (zumindest aus diesem Anlass) – Dialektik eben.