Ein Kreis mit vielen Gesichtern

06.03.2017
Caren Lay (2.v.r) und Dr. Andrè Hahn (Mi.) mit Sonja György und Uta Knebel (beide li.) vom Mieterverein Saxonia Riesa

Im Rahmen ihrer wohnungspolitischen Tour besuchte Caren Lay den Kreis Meißen und begab sich zusammen mit ihrem Fraktionskollegen und für den Kreis zuständigen Bundestagsabgeordneten Dr. André Hahn auf Rundreise von Meißen, über Riesa nach Großenhain. Dabei wurde eines offensichtlich: die Problemlagen im Kreis sind hochgradig unterschiedlich. Während Radebeul, Stadtgrenze an Stadtgrenze mit Dresden, unter Wohnungsmangel und Mietensteigerungen stöhnt und endgültig zum Wohnquartier der oberen 10% der Dresdner Gesellschaft zu werden scheint, gibt es in Meißen, nur 10km weiter, schon keinerlei Speckgürteleffekte zu messen. Hier gibt es zwar Wohnungsleerstand, aber fast ausschließlich in Segmenten, die für Durchschnittsverdiener nicht bezahlbar sind. Weiter in Riesa, wo der Schwanz mit dem Hund wackelt, wenn man das Verhältnis kommunale Wohnungsgesellschaft und Stadt analysiert. Denn obwohl das Wohnungsunternehmen unter Aufsicht des Stadtrates steht und als Tochter der Stadt einen Beitrag zu leisten hat, lässt sich die politische Mehrheit der CDU lieber umgekehrt diktieren, wo was zu bauen ist. Abschließend dann Großenhain, wo eher die Frage Rückbau als Neubau im Vordergrund steht. Allen gemein war nur ein Thema: altersgerechter Umbau von Wohnraum, der dann aber für die bisherigen Mieterinnen und Mieter bezahlbar bleibt.

Volles Haus beim Wohnungspolitischen Stammtisch in Großenhain.

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass die Förderung sozialen Wohnungsbaus nicht ausschließlich an der Situation in Ballungszentren ausgerichtet werden darf. Denn nur, weil woanders Wohnungen frei sind, heißt dies nicht, dass Menschen dort bezahlbaren Wohnraum finden, wo ihr Bedarf ist. Deswegen müssen die Kriterien so geändert werden, dass auch für Mittelzentren wie Meißen Möglichkeiten geschaffen werden, sozialen Wohnungsbau anzugehen.

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Buchcover

Die Wohnungsfrage ist die soziale Frage unserer Zeit. Doch statt sie anzugehen, werden Fehlentwicklungen systematisch politisch gefördert. Wohnungen sind zu reinen Spekulationsobjekten verkommen. Hohe Nachfrage und sogenannte Zwangssanierungen lassen die Mieten explodieren und zwar nicht nur in den Großstädten, sondern auch im Umland. Menschen werden aus jahrzentelang gewachsenen, sozialen Strukturen gerissen, gentrifzierte Viertel zu Soziotopen der Besserverdienenden. Wie konnte es soweit kommen? Warum unternimmt die Politik so wenig, um Mietenwahnsinn und Spekulation endlich zu stoppen? Und was muss getan werden, damit Wohnen endlich wieder bezahlbar wird? Caren Lay nimmt die deutsche Wohnungspolitik der letzten 20 Jahre schonungslos unter die Lupe, zeigt auf, wie und warum Deutschland zum Eldorado für Wohnungsspekulation werde konnte, und liefert provokante Ideen für eine soziale Wohnungspolitik, die wir so dringend brauchen.

Erschienen bei Westend / 160 Seiten Leseprobe

Über mich
Ich bin Bundestagsabgeordnete und Sprecherin für Mieten-, Bau- und Wohnungspolitik sowie für Clubpolitik.