Brӗzan nein, aber Bismarck ja? Unmöglich!

01.11.2021

"Seit vielen Jahren werbe ich zusammen mit einer parteiübergreifenden Initiative in Bautzen für eine Würdigung des auflagenstärksten sorbischen Schriftstellers und Kindes der Stadt: Jurij Brӗzan. Ohne Erfolg – obwohl es mehr als angebracht wäre. Nun wird stattdessen ernsthaft über ein Bismarck-Denkmal diskutiert und der Oberbürgermeister spricht sich dafür aus. Das ist unmöglich!“ erklärt Caren Lay, Sprecherin für Mieten, Bau und Wohnungspolitik der Fraktion DIE LINKE, anlässlich der aktuellen Diskussion in Bautzen nach einem Beschluss des Hauptausschusses des Stadtrates, wonach auf dem Czorneboh ein Bismarck-Denkmal wiedererrichtet werden soll. Lay weiter:

„Unsere bisherigen Initiativen zur Würdigung Brӗzans sind daran gescheitert, dass weder der Oberbürgermeister noch genügend Stadträte offensichtlich verstanden haben, welch prägende und wichtige Persönlichkeit sie in der Stadtgeschichte des vergangenen Jahrhunderts mit ihm vorfinden. Und welche Bedeutung er für die sorbische Literatur und ihre Verbreitung auch unter Nicht-Sorbinnen und Sorben hat. Ich habe auf meine Schreiben an den Oberbürgermeister nicht mal Antworten erhalten.

Das der selbe Oberbürgermeister, noch dazu mit SPD-Parteibuch, nun aber einem Bismarck-Denkmal zustimmt – auch noch auf Antrag aus dem AfD-Umfeld – zeigt für mich zwei Dinge: zum einen, wie sehr nach rechts verschoben der politische Diskurs in Bautzen mittlerweile ist. Und zum anderen, wie viel historisches Unverständnis und mangelnde Sensibilität beim Oberbürgermeister und den zustimmenden Mitglieder des Hauptausschusses vorliegt.

Statt einer historisch höchst fragwürdigen Persönlichkeit wie Bismarck, einem Nationalisten und Antidemokraten, ein Denkmal zu setzen, erneuere ich deshalb meinen Vorschlag an die Stadt Bautzen und ihre gewählten Vertreter*innen: Nicht für Bismarck, für Brӗzan braucht es ein Denkmal in Bautzen!“

 

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Erschienen bei Westend / 160 Seiten Leseprobe

Über mich
Ich bin Bundestagsabgeordnete und Sprecherin für Mieten-, Bau- und Wohnungspolitik sowie für Clubpolitik.