Ungleiche Verhältnisse – Immobilienlobby und Mietenlobby im Vergleich

02.06.2022

Seit 2022 müssen sich Lobbyisten in Deutschland in ein so genanntes Lobbyregister eintragen.

Die Kategorie „Raumordnung, Bau und Wohnen“ ist mit ca. 700 Einträgen eines der kleinsten Themengebiete. Selbst eine konservative Zusammenstellung der Organisationen, die hauptsächlich im Immobilienbereich lobbyieren, ergibt ein mehr als ungleiches Verhältnis zwischen den Interessensvertretungen der Immobilien- und denen der Mietenseite.

Für die Immobilienwirtschaft lobbyieren:[1]

Organisation

Zweck

Budget

In EUR

Anzahl Lobbyist*innen[2]

Mitgliedschaften in parteinahen Institutionen

Verbände Bundesebene

 

 

 

 

ZIA

 

2.110.001 - 2.120.000

25

Wirtschaftsforum SPD

Wirtschaftsrat CDU

GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen

 

920.001 - 930.000

18

Wirtschaftsforum SPD
Wirtschaftsrat CDU

Haus und Grund

 

440.001 - 450.000

10

 

BFW (Bundesverband freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen e.V.

1176 Mitglieder vertreten 50% des Wohnungsneubaus, bauen 3 Mio Wohnungen und verwalten 14% der Wohnungen

820.001-830.000

6

Wirtschaftsforum SPD

Wirtschaftsrat CDU

 

Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V.

Beratung bei Fragen von Stadtentwicklung und Wohnen

100.001-110.000

4

 

(Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung)

 

 

 

 

Verbändebündnis Wohneigentum

 

10.001 - 20.000

4

 

Airbnb Germany

 

20.001 - 30.000

2

 

Iddiw – Institut der Deutschen Immobilienwirtschaft e.V.

  20.001 – 30.000 2  

 

 

SUMME:
4.440.008 -
4.520.000

SUMME: 71

 

Verbände Landesebene

 

 

 

 

Vbw Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V.

Genossenschaftlicher Prüfungs- und Interessensverband

140.001-150.000

5

 

Verband sächsischer Wohnungsgenossenschaften

 

30.001-40.000

6

 

Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen (VdW Rheinland)

 

200.001-220.000

13

Wirtschaftsrat CDU

Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen

 

1 - 10.000

6

 

BBU

 

110.001 - 120.000

9

 

Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen e.V.

 

1 – 10.000

/

 

VdW Sachsen

 

70.001 - 80.000

3

 

VdW Südwest

 

90.001 - 100.000

7

 

VdW Bayern

 

40.001 - 50.000

3

 

 

 

SUMME:
680.009 -
780.000

SUMME:
52

 

Unternehmen

 

 

 

 

Deutsche Wohnen SE

 

640.001-650.000

1

Wirtschaftsrat CDU

Vivawest Wohnen

 

290.001 - 300.000

2

Wirtschaftsrat CDU

Viwawest GmbH

 

1 - 10.000

/

 

LEG Immobilien SE

 

340.001 - 350.000

1

 

Vonovia SE

 

920.001 - 930.000

13

Wirtschaftsforum SPD

Wirtschaftsrat CDU

Wirtschaftsdialog Grüne

Honestis Ag

Hält u.a. Beteiligungen an Immobiiengeellschaften

120.001 - 130.000

/

 

DWS Alternatives Global LtD

Hedgefods

120.001 - 130.000

/

 

Covivio Immobilien SE

 

60.001 - 70.000

1

 

 

 

SUMME:
2.490.008 -
2.570.000

SUMME: 18

 

Berufsverbände

 

 

 

 

IVBB (Arbeitsgemeinschaft Immobilienvermittler Banken Bausparkassen)

Interessensvertretung von Makler*innen

k.A.

1

 

Verband der Immobilienverwalter Deutschland

 

110.001 - 120.000

/

Wirtschaftsrat CDU
Wirtschaftsforum SPD

Immobilienverband Deutschland

Interessensvertretung für immobiliennahe Dienstleistungen

510.001 - 520.000

2

Wirtschaftsrat CDU
Wirtschaftsforum SPD
 

Mc Makler[3]

 

k.A.

 

 

Ring deutscher Makler[4]

Berufsverband für Immobilienmakler und Hausverwalter in Berlin und Brandenburg

/

/

 

BVI Bundesfachverband der Immobilienverwalter

 

1 - 10.000

/

Wirtschaftsrat CDU

 

 

SUMME:
620.003 -
650.000

SUMME: 3

 

Beratung

 

 

 

 

Feldhoff 6 Cie.GmbH

Kommunikationsberatung Immobilienwirtschaft

k.A.

 

 

KOWITZ Policy Consultants

Bearbeitung von Konzepten z.B. von Vonovia SE

40.001 - 50.000

/

 

 

 

SUMME:
40.001 -
50.000

SUMME: 0

 

 

 

Gesamt SUMME:
8.270.029 -
8.570.000

Gesamt SUMME:
144

 

 

Mietenseite:

Verband

Zweck

Budget

In EUR/ Jahr

Anzahl Lobbyist*innen

Mitgliedschaften in parteinahen Institutionen

Deutscher Mieterbund e.V.

 

Interessensvertretung für Mieter*innen

90.001-100.000

4

 

Bundesarbeits-gemeinschaft Wohnungslosehilfe

Interessensvertretung der Wohnungslosenhilfe

1-10.000

7[5]

 

Kampagne Mietenstopp

  90.001 – 100.000 0  

 

 

Gesamt SUMME:

180.002 -
210.000

Gesamt
SUMME:

11

 

 

[1] Alle Angaben nach lobbyregister.bundestag.de, abgerufen am 09.04.2022 (aktualisiert am 12.07.2022). Die Auswahl erfolgte nach dem Kriterium, ob Wohnungs- und Baupolitik erkennbar der Schwerpunkt der Interessenvertretung darstellt. Nicht aufgenommen wurden die Interessensvertretungen der Bauwirtschaft, Gesellschaften mit Schwerpunkt Energie, Klima und Gebäudeenergie, Genossenschaftsverbände, Banken und Bausparkasse, diverse Berufsverbände (Architektur, Stadtplanung, Geodäsie, Jurist*innen, Ingenieurwesen), Genossenschaftsverbände, PR-Agenturen, Einzelpersonen, kirchliche Träger, sehr kleine Gesellschaften und Dachorganisationen ohne Personal und Finanzen. Eine vollständige Übersicht der 114 Lobbyorganisationen würde das Ungleichgewicht zwischen Immobilienwirtschaft - und Mietenseite gewiss weiter unterstreichen.

[2] Berücksichtigt wurden nur diejenigen, die nach offiziellen Angaben „unmittelbar“ mit der Interessenvertretung beschäftigt sind. Die Anzahl der Beschäftigten im Bereich der Interessenvertretung ist durchaus höher.

[5] Ich erlaube mir die Bemerkung, dass es sich bei den vom Verband der Wohnungslosen nach Selbstauskunft eingetragenen 7 Mitarbeiter*innen um einen Fehler oder ein Missverständnis handeln muss. Bei einem Budget von 1-10.000 Euro passen beide Angaben nicht zusammen.

 

Berichterstattung der TAZ (Gareth Joswig) vom 1.6.22:

Immo-Lobby überrepräsentiert

 

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Die Wohnungsfrage ist die soziale Frage unserer Zeit. Doch statt sie anzugehen, werden Fehlentwicklungen systematisch politisch gefördert. Wohnungen sind zu reinen Spekulationsobjekten verkommen. Hohe Nachfrage und sogenannte Zwangssanierungen lassen die Mieten explodieren und zwar nicht nur in den Großstädten, sondern auch im Umland. Menschen werden aus jahrzentelang gewachsenen, sozialen Strukturen gerissen, gentrifzierte Viertel zu Soziotopen der Besserverdienenden. Wie konnte es soweit kommen? Warum unternimmt die Politik so wenig, um Mietenwahnsinn und Spekulation endlich zu stoppen? Und was muss getan werden, damit Wohnen endlich wieder bezahlbar wird? Caren Lay nimmt die deutsche Wohnungspolitik der letzten 20 Jahre schonungslos unter die Lupe, zeigt auf, wie und warum Deutschland zum Eldorado für Wohnungsspekulation werde konnte, und liefert provokante Ideen für eine soziale Wohnungspolitik, die wir so dringend brauchen.

Erschienen bei Westend / 160 Seiten Leseprobe

Über mich
Ich bin Bundestagsabgeordnete und Sprecherin für Mieten-, Bau- und Wohnungspolitik sowie für Clubpolitik.