Ungleiche Verhältnisse – Immobilienlobby und Mietenlobby im Vergleich
Seit 2022 müssen sie Lobbyisten in Deutschland in ein so genanntes Lobbyregister eintragen.
Die Kategorie „Raumordnung, Bau und Wohnen“ ist mit 690 Einträgen eines der kleinsten Themengebiete. Selbst eine konservative Zusammenstellung der Organisationen, die hauptsächlich im Immobilienbereich lobbyieren, ergibt ein mehr als ungleiches Verhältnis zwischen den Interessensvertretungen der Immobilien- und denen der Mietenseite. Dieses ungleiche Verhältnis besteht im Februar 2023 trotz einiger Änderungen im Detail weiter. Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Immobilienlobby weniger Geld (ca. 300.000€ weniger) ausgibt als im Sommer 2022, aber über 10 hauptamtliche Mitarbeiter*innen mehr verfügt. Finanzielle Mittel drastisch gekürzt wurden z.B. beim Verband GdW (um 200.000€) und beim Deutsche Wohnen – Konzern (um mehr als 550.000€). Währenddessen haben beispielsweise die Vonovia SE (um mehr als 200.000€) und der VdW Rheinland (um 200.000€) ihr Budget deutlich erhöht. Insbesondere die Verbände der Immobilienlobby auf Bundesebene haben mehr Lobbyist*innen eingestellt (z.B. ZIA: +3, GdW +2, BFW +2), während die Deutsche Wohnen offiziell über keine*n hauptamtliche*n Lobby-Mitarbeiter*in mehr verfügt. Auf der Mieter*innen-Seite hat der Deutsche Mieterbund sein Budget um lediglich 10.000€ erhöht.
Für die Immobilienwirtschaft lobbyieren:[1]
Organisation |
Zweck |
Budget In EUR |
Anzahl Lobbyist*innen[2] |
Mitgliedschaften in parteinahen Institutionen |
Verbände Bundesebene |
|
|
|
|
ZIA |
|
2.200.001 - 2.210.000 |
28 |
Wirtschaftsforum SPD Wirtschaftsrat CDU |
GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen |
|
740.001 - 750.000 |
20 |
Wirtschaftsforum SPD |
Haus und Grund |
|
440.001 - 450.000 |
10 |
|
BFW (Bundesverband freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen e.V. |
1176 Mitglieder vertreten 50% des Wohnungsneubaus, bauen 3 Mio Wohnungen und verwalten 14% der Wohnungen |
820.001-830.000 |
8 |
Wirtschaftsforum SPD Wirtschaftsrat CDU
|
Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V. |
Beratung bei Fragen von Stadtentwicklung und Wohnen |
100.001-110.000 |
4 |
|
Verbändebündnis Wohneigentum |
|
10.001 - 20.000 |
4 |
|
Iddiw – Institut der Deutschen Immobilienwirtschaft e.V. |
|
20.001 – 30.000 |
2 |
|
Airbnb Germany |
|
20.001 - 30.000 |
2 |
|
|
|
SUMME: |
SUMME: 78 |
|
Verbände Landesebene |
|
|
|
|
Vbw Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. |
Genossenschaftlicher Prüfungs- und Interessensverband |
140.001-150.000 |
5 |
|
Verband sächsischer Wohnungsgenossenschaften |
|
30.001-40.000 |
6 |
|
Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen (VdW Rheinland) |
|
400.001-410.000 |
14 |
Wirtschaftsrat CDU |
Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen |
|
1 – 10.000 |
6 |
|
BBU |
|
120.001 – 130.000 |
/ |
|
Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen e.V. |
|
1 – 10.000 |
/ |
|
VdW Sachsen |
|
60.001 – 70.000 |
2 |
|
VdW Südwest |
|
90.001 – 100.000 |
10 |
|
VdW Bayern |
|
40.001 – 50.000 |
11 |
|
|
|
SUMME: |
SUMME: |
|
Unternehmen |
|
|
|
|
Deutsche Wohnen SE |
|
80.001 – 90.000 |
/ |
Wirtschaftsrat CDU |
Vivawest Wohnen |
|
290.001 – 300.000 |
2 |
Wirtschaftsrat CDU |
Viwawest GmbH |
|
1 – 10.000 |
/ |
|
LEG Immobilien SE |
|
340.001 – 350.000 |
1 |
|
Vonovia SE |
|
1.190.001 – 1.200.000 |
13 |
Wirtschaftsforum SPD Wirtschaftsrat CDU Wirtschaftsdialog Grüne |
Honestis Ag |
Hält u.a. Beteiligungen an Immobiiengeellschaften |
20.001 – 30.000 |
/ |
|
DWS Alternatives Global LtD |
Hedgefods |
120.001 – 130.000 |
/ |
|
Covivio Immobilien SE |
|
60.001 – 70.000 |
1 |
|
|
|
SUMME: |
SUMME: 17 |
|
Berufsverbände |
|
|
|
|
IVBB (Arbeitsgemeinschaft Immobilienvermittler Banken Bausparkassen) |
Interessensvertretung von Makler*innen |
k.A. |
1 |
|
Verband der Immobilienverwalter Deutschland |
|
110.001 – 120.000 |
/ |
Wirtschaftsrat CDU |
Immobilienverband Deutschland |
Interessensvertretung für immobiliennahe Dienstleistungen |
510.001 – 520.000 |
2 |
Wirtschaftsrat CDU |
Mc Makler |
|
k.A. |
|
|
Ring deutscher Makler |
Berufsverband für Immobilienmakler und Hausverwalter in Berlin und Brandenburg |
/ |
/ |
|
BVI Bundesfachverband der Immobilienverwalter |
|
1 – 10.000 |
/ |
Wirtschaftsrat CDU |
|
|
SUMME: |
SUMME: 3 |
|
Beratung |
|
|
|
|
Feldhoff 6 Cie.GmbH |
Kommunikationsberatung Immobilienwirtschaft |
k.A. |
k.A. |
|
KOWITZ Policy Consultants |
Bearbeitung von Konzepten z.B. von Vonovia SE |
40.001 – 50.000 |
/ |
|
|
|
SUMME: |
SUMME: 0 |
|
|
|
Gesamt SUMME: |
Gesamt SUMME: |
|
Mietenseite:
Verband |
Zweck |
Budget In EUR/ Jahr |
Anzahl Lobbyist*innen |
Mitgliedschaften in parteinahen Institutionen |
Deutscher Mieterbund e.V.
|
Interessensvertretung für Mieter*innen |
100.001-110.000 |
4 |
|
Bundesarbeits-gemeinschaft Wohnungslosehilfe |
Interessensvertretung der Wohnungslosenhilfe |
1-10.000 |
7[3] |
|
Kampagne Mietenstopp |
|
90.001 – 100.000 |
0 |
|
|
|
Gesamt SUMME: |
Gesamt |
|
[1] Alle Angaben nach lobbyregister.bundestag.de, abgerufen am 09.04.2022 (aktualisiert am 22.02.2023). Die Auswahl erfolgte nach dem Kriterium, ob Wohnungs- und Baupolitik erkennbar der Schwerpunkt der Interessenvertretung darstellt. Nicht aufgenommen wurden die Interessensvertretungen der Bauwirtschaft, Gesellschaften mit Schwerpunkt Energie, Klima und Gebäudeenergie, Genossenschaftsverbände, Banken und Bausparkasse, diverse Berufsverbände (Architektur, Stadtplanung, Geodäsie, Jurist*innen, Ingenieurwesen), Genossenschaftsverbände, PR-Agenturen, Einzelpersonen, kirchliche Träger, sehr kleine Gesellschaften und Dachorganisationen ohne Personal und Finanzen. Eine vollständige Übersicht der 114 Lobbyorganisationen würde das Ungleichgewicht zwischen Immobilienwirtschaft - und Mietenseite gewiss weiter unterstreichen.
[2] Berücksichtigt wurden nur diejenigen, die nach offiziellen Angaben „unmittelbar“ mit der Interessenvertretung beschäftigt sind. Die Anzahl der Beschäftigten im Bereich der Interessendvertretung ist durchaus höher.
[3] Ich erlaube mir die Bemerkung, das es sich bei den vom Verband der Wohnungslosen nach Selbstauskunft eingetragenen 7 Mitarbeiter*innen um einen Fehler oder ein Missverständnis handeln muss. Bei einem Budget von 1-10.000 Euro passen beide Angaben nicht zusammen.