Scoring bleibt geheim
Von Caren Lay, Sprecherin für Verbraucherpolitik der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat gestern entschieden, dass die Schufa ihre Kriterien, wie sie die Kreditwürdigkeit von Verbraucherinnen und Verbrauchern bestimmt, nicht offenlegen muss. Damit wurde höchstrichterlich das sogenannte Geschäftsgeheimnis eines Unternehmens höher bewertet als der Anspruch der Bürgerinnen und Bürger auf Information und Transparenz. Es bleibt also bei der geheimen und pauschalen Festlegung von Scorewerten. Worum geht es dabei?
Die Schufa ist die bekannteste und wichtigste Auskunftei in Deutschland. Sie hat Daten von mehr als 66 Millionen Personen gespeichert. Gespeichert werden Personendaten wie Alter, Adresse und Anzahl der Umzüge, aber auch Finanzmerkmale wie Anzahl der Konten, Kredite, Handyverträge, Ebay-Einkäufe oder angefragte oder geplatzte Kredite. Auf Basis dieser Daten wird von der Schufa eine Bonitätsbewertung erstellt, das sogenannte Scoring. Die dabei errechneten Scorewerte dienen zum Beispiel Banken bei der Entscheidung, ob sie einem Bankkunden einen Kredit gewähren und wie hoch sie den individuelle Kreditzins setzen. Der Scorewert entscheidet zum Beispiel aber auch darüber, ob jemand zu einem günstigeren Stromanbieter wechseln kann, beim Versandhändler in Vorkasse gehen muss oder eine Wohnung anmieten kann.
Seit April 2010 haben die Verbraucherinnen und Verbraucher das Recht, einmal pro Jahr kostenfrei eine Auskunft über die bei den Auskunfteien gespeicherten Daten zu erhalten. Was sie jedoch nicht erfahren ist, wie die Schufa daraus ihren Scorewert berechnet. Das ist auch deshalb problematisch, weil die Daten oft unvollständig oder falsch sind und der Scorewert durch die pauschalen Bewertungen der Daten bisweilen willkürlich ausfällt: Wer zum Beispiel mehrere Umzüge oder Adresswechsel hatte, sei es aus beruflichen Gründen oder weil es beispielsweise mehrere Übergangslösungen gab, bis jemand eine bezahlbare Wohnung gefunden hat, hat einen schlechten Scorewert. Denn dann liegt pauschal die gleiche Datenentwicklung vor wie bei so genannten "Mietnomaden". Oder wer zum Beispiel noch nie einen Kredit in Anspruch genommen hat, hat schlechtere Werte als jemand, der seine Kreditraten immer pünktlich bezahlt hat.
DIE LINKE fordert weiterhin, dass die Schufa und andere Auskunfteien offenlegen müssen, wie sie zu ihren Werten kommen. Außerdem sollten Schufa und Co. künftig genau wie Ratingagenturen der Finanzaufsicht unterstellt werden. Denn ihr Einfluss und die Auswirkungen der Bewertungen auf den Alltag der Verbraucherinnen und Verbraucher ist zu groß, um diese Unternehmen intransparent und unkontrolliert zu lassen.
linksfraktion.de, 29. Januar 2014